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Dachbegrünung, Vorteile, Techniken und Auswirkungen auf die Umwelt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit in städtischen Gebieten
Im Laufe der letzten 30 Jahre haben sich moderne Dachformen wie das Flach-und Pultdach etabliert. Diese Dächer eignen sich hervorragend für eine Dachbegrünung – nicht nur auf den ersten Blick eine faszinierende Sache. Jeder Hausbesitzer kann das „Naturdach“ mit einem ausgereiften Fertigsystem selbst herstellen.
Ein grünes Dach, auch bekannt als Dachbegrünung, ist eine nachhaltige und ästhetisch ansprechende Möglichkeit, die Oberfläche eines Gebäudes zu nutzen. Immer mehr Menschen erkennen die vielfältigen Vorteile, die eine Dachbegrünung bieten kann, angefangen von der Verbesserung der Luftqualität bis hin zur Reduzierung des städtischen Hitzeinsels-Effekts. Diese innovative Praxis integriert Natur in den städtischen Raum und bietet eine Reihe von ökologischen und ökonomischen Vorzügen.
Hier werden wir uns eingehend mit den verschiedenen Aspekten der Dachbegrünung befassen, ihre Vorteile, Arten und Installationstechniken sowie ihre Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensqualität untersuchen.
Eine Vielzahl von Gestaltungselementen bestimmt das Erscheinungsbild eines Hauses. Die grundlegenden Bauelemente sind jedoch die Wände und das Dach.
Bei flach geneigten Dächern wählt man häufig die billigste Dachdeckung. Bei eingeschossigen Anbauten oder untergeordneten Bauten wie Garagen kommen meistens Bitumendachbahnen als Abdichtung zum Einsatz.
Allzu häufig schaut man auf triste, graue Flachdächer, obgleich ein begrüntes Dach sicher einen schöneren Anblick und einige handfeste Vorteile bietet. Die Vegetation auf der Dachfläche hält die Temperaturschwankungen innerhalb der Dachkonstruktion in engen Grenzen, wirkt sommers wie winters als Isolationsschicht und trägt so zu einem angenehmen Klima innerhalb des Gebäudes bei.
Bitumendachdichtungen sind empfindlich gegen das UV-Licht der Sonne. Sie werden daher ab Werk besandet geliefert und oft – als Schutzmaßnahme – mit einer Kiesschicht abgedeckt. Eine Vegetationsdecke erfüllt diese Funktion genauso wirksam.
Man kann zwar nicht einfach eine Mutterbodenschicht aufs Dach schaufeln, etwas Rasen aussähen —und fertig ist das Gras Dach! Der Kosten- und Arbeitsaufwand einer fachgerechten Dachbegrünung hält sich aber dennoch in Grenzen, so dass es sich durchaus lohnt, über diese kleine Investition nachzudenken. Ein solches Dach nimmt es an Langlebigkeit ohne weiteres mit den üblichen Dachabdichtungen auf.
Dachbegrünung im Paket
An diesem Dachbegrünungssystem wird beispielhaft der Schichtenaufbau für eine extensive Dachbegrünung gezeigt.
Bei Dachbegrünungen unterscheidet man, was den Pflegebedarf angeht, zwischen intensiver, gartenüblicher Begrünung und extensiver Dachbegrünung – einer anspruchslosen Vegetation, die zum Beispiel aus Magerrasen bestehen kann und keinerlei Pflegebedarf.
Da die Erdschicht, es handelt sich um spezielle, äußerst magere Erde, mit etwa vier bis allerhöchstens zehn Zentimetern sehr dünn ist, sind die Lasten sehr gering. Eventuell kann eine auf dem Flachdach vorhandene Kiesschüttung ausgetauscht werden, im Zweifelsfall wenden Sie sich besser an einen Statiker.
Da die Tragfähigkeit der weit verbreiteten Stahlbeton-Fertiggaragen für eine Extensivbegrünung immer ausreicht, lassen sich solche Garagendächer mit einem Dachbegrünungssystem leicht in „Wiesen“ verwandeln. Nach einer Überprüfung der Dachabdichtung können Sie das hier vorgestellte System schnell und problemlos „einbauen“.
Die erste „Schicht“ besteht aus einer zweilagig verlegten, bitumenbeständigen Wurzelschutzplane aus Polyethylen – einfache Dachpappe reicht nicht aus! Darauf folgt eine Speicherschutzmatte, die den Pflanzen in Trockenzeiten als Wasser- und Nährstoffreservoir dient.
Auf den Matten werden Floradrain-Elemente verlegt. Durch sie kann überschüssiges Wasser schnell abfließen, wenn die Mulden aufgefüllt sind. Der Boden wird über das Kanalsystem und die Öffnungen belüftet und in Trockenzeiten durch Diffusion mit Feuchtigkeit versorgt.
Die folgende Blähtonschicht kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und ist durch die lockere Schüttung gut durchlüftet. Die Gefahr von Fäulnisbildung im Wurzelbereich der Pflanzen ist darum sehr gering. Es dürfen allerdings keine Bestandteile des Bodens in diese Schicht gelangen, daher wird zwischen Blähtonschicht und Erdreich ein Filtervlies als Barriere verlegt.
Wurzelplane
Bessern Sie zunächst Schäden in der vorhandenen Dachabdichtung aus. Auf der intakten Fläche verlegen Sie die zweilagige Wurzelschutzplane, darauf die Speicherschutzmatten mit jeweils 10 Zentimeter Überlappung. Wichtig ist, dass alle drei Lagen an den Dachrändern hochgeführt und mit einer Blechabkantung abgedeckt werden.
Lassen Sie die Wurzelschutzplanen von einem Fachmann passgenau zusammenschweißen. Das Verlegen übernehmen Sie selbst.
Auf der zweilagigen Wurzelschutzplane verlegen Sie die Speicherschutzmatten – mit etwa fünf bis zehn Zentimeter Überlappung.
Die Planen und Matten müssen bis zum Dachrand, an Lüftungsrohren und Wänden bis zur Höhe des Dachrandes, hochgeführt werden.
Floradrain-Elemente, Blähton und Filtervlies
1. Die Floradrain-Elemente lassen sich leicht verlegen, deutlich sichtbar ist hier der für die Dachentwässerung nötige Ausschnitt.
2. Großaufnahme: Mulden als Wasserspeicher; die oben liegenden Öffnungen dienen der Belüftung und Diffusionsbewässerung.
3. Beim Dachablauf sollte man neben einem Kiesstreifen einen Kiesfangkorb oder – noch besser – einen Kontrollschacht vorsehen.
4. Das hier abgebildete Floratherm-Element ist besonders gut wärmegedämmt, es eignet sich vor allem für Dachbegrünungen bei Altbauten.
Wurzelschutzplanen wie auch Speicherschutzmatten sind nun verlegt, bis zur Dachkante bzw. zur Höhe der Dachkante hochgeführt und mit einer Blechabkantung abgedeckt. Im Bereich des Dachablaufs müssen alle drei Lagen mit einem runden Ausschnitt versehen werden, der Durchmesser sollte etwa einen Zentimeter kleiner als der des Ablaufs sein.
Auf diesem Unterbau verlegen Sie die Floradrain-Elemente, die untereinander mit jeweils zwei speziellen Klammern verbunden werden. Wo Be- und Entlüftungsrohre die Dachhaut durchstoßen oder ein Kiesfangkorb über einem Ablauf sitzt, müssen Sie die Kunststoffelemente mit passenden Ausschnitten versehen.
Alternativ zu den hier verwendeten Floradrain-Elementen, die sich sowohl für eine extensive Dachbegrünung als auch für eine intensive Begrünung eignen, kommen selbstverständlich auch vergleichbare Systeme anderer Hersteller in Frage. Es werden zum Beispiel Systeme mit Dämmschicht angeboten, die sich besonders für schlecht isolierte Altbauten eignen.
Nachdem die Elemente verlegt sind, füllt man die Mulden in den Formteilen mit Blähton-Kügelchen auf. Sie verbessern die Belüftung des Bodens und sind ein hervorragender Feuchtigkeitsspeicher.
Belüftungs- und Diffusionsöffnungen dürfen dabei nicht abgedeckt werden!
Auf diesem Unterbau verlegen Sie das Filtervlies. Es ist wasserdurchlässig, hält aber aus dem Boden ausgeschwemmte Feinst Bestandteile zurück. Am Dachrand, im Bereich von Durchbrüchen, auf jeden Fall aber beim Ablauf, sollten Sie einen etwa 20 bis 30 Zentimeter breiten Streifen aus gewaschenem Kies anlegen, denn dort sind die potentiellen Schwachstellen von Dächern. Diese Bereiche sind anfälliger gegen Pflanzenwurzeln als glatte, ebene Dachflächen.
Als senkrechte Trennung zwischen Kies und Erdreich kann man einen Streifen Filtervlies verwenden, um das Einschwemmen von Erde in die Kiesschicht zu unterbinden.
Erfahrungen Nutzen
Diverse Firmen bieten Dachbegrünungssysteme an. Falls Sie in Hinsicht auf Materialauswahl oder Ausführung unsicher sind, nutzen Sie die Erfahrungen eines Hausbesitzers, der schon einmal ein Gras Dach angelegt hat! Als Ratgeber bietet sich auch ein erfahrener Architekt an – oder Fachliteratur. Werbung allein reicht nicht aus!
Substrat
Bei einer großen Fläche ist ein Kran von Vorteil, bei einer Garage reicht selbstverständlich die Leiter, als Behälter tut es ein Sack.
Ein Sack mit trichterförmiger Öffnung erleichtert das Verteilen des Substrats, für das Garagendach genügt ein gewöhnlicher Jutesack.
Die Erd- oder besser Substratschicht wird in einer Schichtdicke von etwa fünf bis sieben Zentimetern aufgebracht. Als Substrat kommt vor allem handelsübliche Dachgärtnererde in Frage, eine äußerst magere Bodenmischung, die nur eine relativ „karge“, extrem anspruchslose Flora gedeihen lässt, Stauden, Kräuter und Gräser etwa.
Eine dickere Substratschicht, vor allem aber nährstoffreicher Boden, würde schnell eine intensive Dachbegrünung hervorbringen – die man dann allerdings wie einen Garten mit einigem Aufwand pflegen müsste.
Drei Tipps
Bei geneigten Dachflächen verhindern Schubbohlen an der Traufe, dass Erde abrutscht, Jutegewebe schützt vor Erosion.
Entlang den Dachrändern und um alle Durchbrüche herum sollte ein Kiesstreifen von 20 bis 30 Zentimetern Breite angelegt werden.
Bei ausreichender Tragfähigkeit der Dachkonstruktion können Gehwege und sogar ganze Terrassen die Dachbegrünung ergänzen.
Bepflanzung
Die Ansiedlung von Pflanzen kann über die Aussaat, das Ausstreuen von Sedumsprossen oder das Setzen von Flachballengewächsen erfolgen. Günstige Zeiten sind Frühjahr und Herbst. Junge Pflanzen sollten in Trockenperioden ein halbes Jahr gewässert werden, danach entfällt jegliche Pflege.
Die Vegetation passt sich mit der Zeit den örtlichen Gegebenheiten – Lage des Daches, Sonnenscheindauer – an.
Eine wirklich extensive Begrünung gedeiht vor allem in sonniger Lage. Bei Dächern, die meist verschattet sind, stellt sich über kurz oder lang eine einfache Intensivbegrünung in Form von Stauden, Kräutern und Gräsern ein. Hinzu kommt, dass sich zusätzlich Pflanzen aus der Umgebung ansiedeln.
Zweimal im Jahr sollte man daher das Dach inspizieren, um Pflanzen mit aggressivem Wurzelwerk wie Birke, Weide, Erle und Distel zu entfernen.
Speziell für extensive Begrünungen werden Pflanzen mit extra flachem Ballen angeboten – man braucht sie nur noch einzusetzen.
Auf einen Quadratmeter pflanzt man etwa zehn bis zwölf Flachballenpflanzen in die Substratschicht, danach ausgiebig wässern!
Fragen und Antworten
Kann man eine Dachbegrünung selber machen?
Ja, man kann eine Dachbegrünung selber machen. Es gibt verschiedene Anleitungen und Tipps online, die Schritt für Schritt erklären, wie man ein Gründach auf einem Carport, Gartenhaus oder einem Haus anlegt. Beispielsweise bietet HORNBACH eine Anleitung für die DIY-Dachbegrünung. Auch auf YouTube gibt es praktische Videos, wie das von OBI, das zeigt, wie man eine Dachbegrünung selber machen kann, von der Drainage bis zur Bepflanzung.
Kann jedes Dach begrünt werden?
Grundsätzlich lässt sich fast jedes Dach nachträglich begrünen, sofern die statischen Voraussetzungen erfüllt sind und die Dachkonstruktion entsprechend abgedichtet ist. Bei Flachdächern ist eine Dachbegrünung relativ leicht umsetzbar (Wohnglück). Auch Schrägdächer können begrünt werden, allerdings ist hier die maximale Neigung zu beachten; so sind Sedumdächer beispielsweise für Dächer mit einer Neigung von bis zu 45 Grad geeignet (Sedumdachbegrünung). Es ist jedoch wichtig, vorab mit einem Statiker zu klären, ob und welche Last das Dach tragen kann (Energieheld).
Wie teuer ist eine Dachbegrünung?
Die Kosten für eine Dachbegrünung variieren je nach Art der Begrünung und Umfang des Projekts. Eine extensive Dachbegrünung, die in der Regel pflegeleicht und mit geringerem Substrataufbau ist, kann Kosten zwischen 30 und 60 Euro pro Quadratmeter verursachen (co2online). Für eine intensivere Dachbegrünung, die mehr Pflege benötigt und eine größere Vielfalt an Pflanzen ermöglicht, liegen die Kosten höher, etwa zwischen 70 und 150 Euro pro Quadratmeter (11880-dachdecker.com). Diese Preisspannen beinhalten in der Regel die Kosten für Materialien wie Drainage, Filtervlies, Substrat und Pflanzen.
Wird eine Dachbegrünung gefördert?
Ja, Dachbegrünungen werden in Deutschland oft gefördert. Die Förderungen können je nach Bundesland, Kommune und Stadt variieren. Manche Förderprogramme bieten direkte Zuschüsse, während andere zinsverbilligte Darlehen zur Verfügung stellen. So gibt es beispielsweise Programme, die einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 50 % der Herstellungskosten gewähren (Sedum Dachbegrünung). In Berlin kann die Förderung bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten betragen (Förderdatenbank). Es lohnt sich, regionale Fördermöglichkeiten zu recherchieren und bei der zuständigen Behörde nachzufragen, welche spezifischen Programme zur Verfügung stehen.
Wann pflanzt man eine Dachbegrünung?
Die beste Zeit für die Pflanzung einer Dachbegrünung sind in der Regel die Monate Mai, Juni sowie September und Oktober. In diesen Zeiträumen sind die Witterungsbedingungen meist optimal, da es nicht zu heiß und in der Regel ausreichend feucht ist, was das Anwachsen der Pflanzen begünstigt (Dach-begruenung.de). Im Sommer kann eine Bepflanzung aufgrund der Hitze und Trockenheit schwieriger sein und erfordert eine intensive Bewässerung. Im Frühjahr ist es wichtig, dass die Pflanzen nach dem Winter ausreichend Nahrung und Wasser erhalten, um gut zu wachsen (Sempergreen).